Für künftige Historiker wird die jetzige Zeit ein dunkles Zeitalter sein.
Die Zeit nach dem Fall des römischen Reiches wurde als dunkles Zeitalter bekannt, offiziell war es dunkel, weil es keine schriftlichen Aufzeichnungen gab. In unserem derzeitigen digitalen finsteren Zeitalter trägt jeder dazu bei, enorme Mengen an Informationen zu veröffentlichen: Beiträge auf Reddit, E-Mails, Chats in Telegram, Office-Dokumente. Aber niemand wird in 100 Jahren noch etwas davon lesen können, weil es keine standardisierten Methoden gibt, das Wissen für die Nachwelt zu bewahren, und so wird das meiste Wissen dieser Zeit vergessen sein, obwohl es gerade aktiv dokumentiert wird.
Die meisten privaten Chats werden irgendwann gelöscht, die meisten Webseiten werden verschwinden, die jetzigen soziale Netzwerke durch neue ersetzt werden. Es gibt keinerlei Versuch, das Wissen im Internet zu archivieren - Wikipedia ist das einzige Projekt, dass man als archivierbares Wissens-Archiv betrachten kann, doch enthält Wikipedia oft nur oberflächliche und politisch gefärbte Zusammenfassungen verschiedener Entwicklungen und wird für Historiker als Primärquelle nicht von großem Wert sein. Selbst so banale Fragen, wie "Wie wurde Facebook im Jahr 2010 genutzt?", lassen sich nicht mehr wissenschaftlich ermitteln, da es kein durchsuchbares Archiv von Facebook gibt.
Das World Wide Web ist ein großes schwarzes Loch, dass Wissen absorbiert und zusätzlich den Menschen die Fähigkeit nimmt, selbst Wissen zu bewahren, da unsere Erinnerungsfähigkeit zunehmend in die digitale Welt ausgelagert wird. Es führt zu kollektivem Vergessen.
Geschichte für die Nachwelt in lesbarer Form zu dokumentieren passiert niemals "einfach so", und solange keine bewusste Anstrengung unternommen wird, wird der Großteil des Wissens innerhalb von spätestens 3 Generationen verschwinden. Wenn zu diesem Prozess noch niedere Absichten bestimmter mächtiger Interessengruppen sowie Kataklysmen hinzukommen, wird es in der Geschichte komplett dunkel.
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